Damaskus mißt die Zeit nicht nach Tagen, Monaten und Jahren, sondern nach den Reichen, die es hat erstarken, aufblühen und verfallen sehen.
Es ist ein Urbild der Unsterblichkeit.
Mark Twain
Sieben Tore hat die Altstadt und man muß genauso viele Jahre in ihr leben, um sie zu verstehen. Damaskus gilt als die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Welt.
Hier ist Saulus zu Paulus geworden und durchschritt die Via Recta - die Gerade Straße und Kain soll hier Abel erschlagen haben.
So viele Kulturen und Völker sind über Damaskus gekommen. Sie hinterließen ihre Spuren in den Bauten, in der Sprache und in den Seelen der Menschen.
Wenn die Karawanen in das Stadtgebiet einzogen, wurden sie empfangen von üppigem Grün, sprudelnden Wasserfontänen, kühlender Architektur. Damaskus, allein der Name klingt in den Ohren nach Märchenland und Verzauberung. So haben die Dichter auch die syrische Stadt gepriesen: als die Geheimnisvolle, die Lebendige, die Mutter aller Städte, die Perle des mittleren Ostens.
Seit 4000 Jahren hat Damaskus eine kontinuierliche Stadtgeschichte, die heute genauso dynamisch ist wie zu Zeiten der Pharaonen, der Römer, der Omajjaden, der christlichen wie islamischen Bekehrung.
"Wenn es das Paradies auf Erden gibt, dann gehört Damaskus ohne Zweifel dazu, und wenn das Paradies im Himmel liegt, dann ist Damaskus sein irdisches Gegenstück", schrieb ein andalusischer Reisender Anfang des 12. Jahrhunderts. Der Prophet Muhammad soll sich geweigert haben, Damaskus zu betreten. Er sah von Kadam aus die Stadt mit ihren Gärten und sagte sinngemäß, dass der Mensch nur einmal ins Paradies gehen darf. Er entschied sich für das jenseitige.
Wer heute durch die schattigen, endlosen Souks der Altstadt zieht, vorbei an den prächtigen Karawansereien, Hamams, Koranschulen und Palästen, kann zwischen all den kunstvollen Mauern immer wieder eintauchen in die üppigen Gärten, die im Innern der Häuser verborgen liegen. Die arabische Welt offenbart sich hier wie nirgendwo sonst in ihrer authentischen Vielfalt. Bis zum heutigen Tag ist Damaskus mit Orient und Mystik verbunden. Obwohl es täglich wächst, findet man kaum Betonburgen oder Slumviertel. Es wirkt, verglichen mit anderen Hauptstädten des Nahen Ostens immer ein wenig verschlafen, eher gemütlich und leicht überschaubar.
Über Damaskus zu erzählen, würde diese Seite sprengen, deshalb werden wir die Erzählungen auf mehrere Seiten verteilen.
Erste Quellen über Damaskus liefert uns das alte Testament, ein genaues Gründungsdatum der Stadt nennt es uns aber nicht. Seit dem 1. Jahrtausend war Damaskus Hauptstadt der Aramäer, die mehrere Jahrhunderte herrschten.
333 v. Chr. eroberte Alexander der Große Damaskus und 64 v. Chr wurde aus der griechischen eine römische Metropole.
661 wurde Damaskus unter dem Kalifen Muawiya Hauptstadt des jungen islamischen Reiches.
750 verlor Damaskus seinen Rang als Hauptstadt des islamischen Reiches unter den Abbasiden. Im Jahr 1260 übernahmen die Mamluken die Macht. Timur Lenk ein mongolischer Eroberer brachte Damaskus 1400 an den Rand des Ruins. 1517 wurde Syrien Teil des Osmanischen Reiches. Damit begann die Blütezeit für die Stadt. Ende 1918 mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches wurde Damaskus kurz die Hauptstadt des Arabischen Großreiches. 1920 wurde es von den Franzosen besetzt und 1946 Hauptstadt des neuen Staates Syrien, nachdem die Franzosen ihre Herrschaft mit einem letzten Bombenabwurf beendet hatten.
Dimashq oder auch asch-sham genannt, die Hauptstadt Syriens ist heute mit knapp 2 Millionen Einwohnern nach Aleppo die zweitgrößte Stadt des Landes.